Wir dokumentieren hier zwei Leser*innenbriefe, die als Reaktion auf den Bericht im Schwäbischen Tagblatt vom 19.4.2018 und hierbei besonders bezüglich der Aussagen von Baubürgermeister Cord Soehlke geschrieben wurden.


Leserbrief 1:
Die Initiative „Neustart Tübingen“ strebt das NEUE Tübinger Modell der Stadtentwicklung an, eine bewusste Weiterenwicklung des bisherigen kleinteiligen Baugruppenkonzepts. Die Kalkbreite und das Hunziker-Areal in Zürich sind bereits an dem Modell orientiert gebaut, bewohnt und international bestaunt – nach eigener Aussage auch von Baubürgermeiser Söhlke. Sie beweisen, dass es funktioniert und sowohl sozial wie auch ökologisch Sinn macht: Es gibt mehr gemeinsam genutzte Flächen und weniger Notwendigkeit für ungenutzte private Flächen. Die Nahversorgung mit Dingen des alltäglichen Bedarfs wird gemeinsam organisiert. Familien und sozial weniger privilegierte Menschen können im Gegensatz zum Baugruppenkonzept ihren Platz in einer Neustart-Nachbarschaft sogar leichter finden, denn die Zusammensetzung würde die Tübinger Gesellschaft sozial und kulturell abzubilden versuchen (orientiert sich am demographischen Tübinger Durchschnitt). Und indem nicht mehr kleinteilig im Konzeptvergabeverfahren gegeneinander konkurriert wird – wie es die Stadt Tübingen bisher praktiziert -, sondern gemeinsam Wohnen neu gedacht wird, entstehen kreativere, klügere und damit nachhaltigere Kooperationen. 25 Jahre Baugruppenmodell in Tübingen – die Zeit ist reif für eine Weiterentwicklung!

Leserbrief 2:

Auf dem Foto zum Artikel über „Neustart Tübingen“ ist auch ein Transparent mit der Aufschrift „Wohnen neu denken“ zu sehen. Dieser Slogan war sicherlich auch vor 25 Jahren die Motivation von Andreas Feldkeller und der Stadt Tübingen, das Französische Viertel zu bauen und das Baugruppenmodell in Tübingen zu etablieren.
Obwohl wir die Grenzen dieses Modells mittlerweile besser kennen, hat es sich in den letzten Jahren nicht weiterentwickelt: Im Zusammenhang mit der Bebauung des Hechinger Ecks wird immer noch vom „Wettbewerb der Konzepte“ und von „Kleinteiligkeit“ gesprochen. Auf diese Weise sollen auch einzelne Familien die Möglichkeit bekommen, sich zu bewerben. Für mich stellt sich aber die offensichtliche Frage: Stimmt das? Können wirklich alle Tübinger Bürger/innen gleichberechtigt an einem solchen Verfahren teilnehmen? Schließen mögliche Sprachbarrieren, unterschiedliche soziale Kompetenzen, unterschiedliche Projekterfahrungen … nicht etliche Menschen aus?
Die vielen gesellschaftlichen Fragen wie Wohnen, Gesundheit, Pflege, Ökologie, etc. können doch letztlich nur gelöst werden, wenn wir größer und nachhaltiger denken. Damit beschäftigt sich „Neustart Schweiz“ und entwirft vielversprechende, sich bewährende Ansätze und Konzepte im Bereich der Stadtentwicklung. Und Stadtentwicklung weiterzudenken, ist auch hier dringend nötig. In diesem Sinne ist es Zeit für einen „Neustart Tübingen“!
Auf der Homepage neustart-tuebingen.mtmedia.org gibt es Informationen zum nachlesen.